Das Teilesystem

Wir Heilpraktiker bestehen ja darauf, den Menschen ganzheitlich zu sehen. Körper und Geist sind für uns untrennbar miteinander verbunden. Wir wissen, dass jeder Gedanke eine körperliche Reaktion nach sich zieht, so wie sich auch jede körperliche Veränderung auf die Psyche auswirkt.

Und doch möchte ich euch eine Methode vorstellen, die sehr weiterhelfen kann, wenn wir mit psychischen Problemen arbeiten. Sie setzt, entgegen meinen Ausführungen oben voraus, dass wir aus vielen, vielen unterschiedlichen psychischen Anteilen bestehen.

Ich möchte euch daher mal einen meiner inneren Antreiber vorstellen. Er ist in frühester Kindheit aus der Erziehung zu mir gekommen. Sein Name ist: „Mr. Was-nicht-hart-erarbeitet-wird, ist-nichts-wert„. Und weil ich ihn so oft gehört und seine „Wahrheit“ erlebt habe, ist er zuerst eine Erfahrung, dann eine Haltung und am Ende ein massiver Glaubenssatz geworden.

Ich kann so einen Glaubenssatz natürlich ganzheitlich sehen, aber dann bin ich das selbst, der diese Meinung vertritt. Das heißt, solange dieser Satz für mich Gültigkeit hat, kann ich mich davon nicht distanzieren. Wenn ich allerdings die Auffassung vertrete, dass er ein Teil von mir ist, dann kann ich ihm ein Gesicht geben und mich mir ihm unterhalten. Ich schaue sozusagen von außen darauf.

Mr. Was-nicht-hart-erarbeitet-ist hat mir beigebracht, dass immer alles irgendwie eine Quälerei sein muss, damit ich es für erfolgreich halte. Und ich rackere mich ab, denke dauernd, ich schaffe ja nicht genug und wenn mir etwas zufällt oder geschenkt wird, dann kann das eben nichts wert sein.

Jetzt hat er seit Kurzem mit seinen Namen und auch eine Form bekommen. Er ist ein kleiner verbitterter, dicklicher Mann mit einer ungepflegten Halbglatze, so ein Spießer eben. Und jetzt bemerke ich es genau, wenn er seine „Wahrheiten“ zum Besten gibt. Immer häufiger fällt er mir auf. Ich rufe ihn dann streng zur Ordnung, manchmal biete ich ihm auch an, ein paar Urlaubswochen zu nehmen um seine Enkel zu besuchen. Neulich war er wieder so impertinent, dass ich für einen kurzen Augenblick bereit war, ihn im Waschbecken zu ersäufen. Radikal aber erfolgreich. Zumindest macht er zunehmend weniger Stress, ich kann mich über meine Leistungen besser freuen und inzwischen ganz besonders darüber, dass mir Dinge leicht fallen und ich an meiner Arbeit Spaß haben darf.

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